An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

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Geflüchtetenprojekt

Das WEIT führt seit dem Wintersemester 2016/2017 ein forschungsbasiertes Lernerfahrungsprojekt zum Thema Inklusion in Kooperation mit der Hochschule Pforzheim und dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung an der Universität Tübingen (IAW) durch.

Das Team des Geflüchtetenprojekts um Prof. Dr. Kilian-Yasin und Prof. Dr. Jürgen Volkert

Bislang wurden im Rahmen des Forschungsprojektes insgesamt 99 Interviews in Tübingen und in Pforzheim durchgeführt, davon 76 qualitative Interviews und 23 quantitative Interviews (letztere im Rahmen eines Pretests). Interviewt wurden überwiegend Geflüchtete, welche gute Aussichten auf einen längerfristigen Aufenthalt in Deutschland haben. Die Interviewees stammten hauptsächlich aus Syrien und dem Irak.

Seit Projektbeginn stand der Grundsatz im Fokus, nicht über Geflüchtete, sondern mit ihnen zu sprechen. Dies zum einen, indem die Geflüchteten im Rahmen des qualitativen Ansatzes die Möglichkeit haben, zu entscheiden, worüber sie sprechen möchten und in welchem Umfang. Zum anderen wurden im Sommersemester 2018 die aktuell drei syrischen Projektassistentinnen und -assistenten erstmalig so umfassend theoretisch zum Capability-Ansatz (Prof. Dr. Jürgen Volkert, Hochschule Pforzheim) und im Bereich der qualitativen Methoden (Julia Schmidtke, FAU Erlangen-Nürnberg und Hanna Schirovsky, Weltethos-Institut Tübingen) geschult, dass sie die Interviews selbständig und ohne die Anwesenheit von Studierenden durchführen können. Dies stellt einerseits im Hinblick auf die Qualifizierung und Wertschätzung der Arbeit der Projektassistentinnen und -assistenten und andererseits methodisch einen entscheidenden Schritt in Richtung Empowerment und Professionalisierung im Sinne des Capability-Ansatzes dar.

Forschendes Lernen zu Verwirklichungschancen von Geflüchteten

Den theoretischen Rahmen des Forschungsprojektes bildet der Capability-Ansatz nach Amartya Sen, der auch dem Human Development-Anstazt der Vereinten Nationen zugrunde liegt. Er untersucht die Verwirklichungschancen von Individuen sowie gesellschaftliche Fragen im Kontext menschlicher Entwicklung. Ziel des Forschungsprojektes ist es, mithilfe des Capability-Ansatzes herauszufinden, welche Werte und Lebensziele den einzelnen Geflüchteten persönlich wichtig sind, welche Wahlfreiheiten und Handlungsfähigkeit diese für sich selbst sehen, wo Einschränkungen bestehen und welche Möglichkeiten, diese Einschränkungen zu überwinden, die Individuen selbst wahrnehmen.

Eine Komponente des Forschungsprojektes ist also die Möglichkeit für Menschen mit und ohne Fluchthintergrund, sich auf Augenhöhe zu begegnen und mehr voneinander zu erfahren. Dies geschieht in Form interdisziplinär angelegter Seminare, im Rahmen derer den beteiligten Studierenden inhaltliche und interkulturelle Kompetenzen in Bezug auf Inklusionschancen und -herausforderungen von Geflüchteten vermittelt werden. So nehmen aktuell an der Hochschule Pforzheim insgesamt 26 Studierende am Projekt teil und erhalten von Prof. Jürgen Volkert einen Einblick in den Forschungsstand zum Human Development und Capability-Ansatz. Zum anderen in Form der beschriebenen Weiterbildung der Projektassistentinnen und -assistenten.