„Selber schuld?“
Die Griechenland-Krise bewegt ganz Europa – und auch das Campact-Team. Was die Cammpaigner dabei besonders wurmt: Die Medien berichten einseitig über die Krise. Wie im Groschenroman sind Gut und Böse klar verteilt – und die Griechen schnell zum Sündenbock gemacht.
In diesem Meinungsklima mit Kampagnen für ein solidarisches Europa zu streiten, ist unglaublich schwierig. Deswegen lässt Campact im folgenden Video fünf Expert/innen mit Argumenten zu Wort kommen, die in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind.
Europa ist am vergangenen Wochenende knapp einem Desaster entgangen: Ein Grexit hätte die humanitäre Krise in Griechenland massiv verschärft – und dem Projekt Europa schweren Schaden zugefügt. Und auch mit einem neuen Sparprogramm und den Verhandlungen über ein drittes Kreditpaket ist die Krise noch lange nicht beendet. Sie wird uns auch in den kommenden Monaten stark beschäftigen.
Deswegen ist es auch nicht egal, wie in den Medien derzeit Schuld und Verantwortung verteilt werden. Nach wie vor dominiert ein einfaches Bild: Auf der einen Seite die eiserne Angela Merkel mit ihrem knallharten Unterhändler Wolfgang Schäuble, die das Geld der deutschen Steuerzahler/innen gegen die prassenden Griechen verteidigt. Auf der anderen eine linksradikale Regierung, die Europa monatelang an der Nase herumführt und alles Vertrauen verspielt hat.
Ein Bild, das zu dem Schluss verleitet: Die Griechen haben selbst Schuld. Dass die Krise so eskaliert ist, dafür trage vor allem die griechische Regierung die Verantwortung. Und ohne Frage: Viel zu lange haben sich griechische Eliten – oft in Komplizenschaft mit internationalen Banken und Konzernen – den Staat zur Beute gemacht. Griechenland braucht dringend Reformen.
Doch wer bei dieser Einsicht stehenbleibt, macht es sich zu einfach. Wir haben bei renommierten Wissenschaftler/innen und Journalist/innen nachgefragt. Sie liefern unbequeme Antworten auf die entscheidenden Fragen: Wie konnte die Krise so eskalieren? Woher kommen die griechischen Schulden? Warum stellt Griechenland sich gegen ganz Europa? Warum spart Griechenland nicht? Und ist Sparen eigentlich die richtige Antwort auf die Krise?
Das beste Beispiel für irreführende Berichterstattung ist eine Umfrage, die das Magazin Stern veröffentlicht hat. Sie zeigt hohe Zustimmung zu Angela Merkels Griechenland-Politik. Doch zur Auswahl stand den Befragten lediglich: Merkels Politik gut finden – oder einen Grexit befürworten. Dass man, wie Nobelpreisträger Paul Krugmann, gegen beides sein könnte, kam den Redakteuren beim Stern nicht in den Sinn.
->Quelle: blog.campact.de