Exzellenter Konter auf hetzerischen „Verbesserungsvorschlag“
Mit dieser Reaktion hatte die Kundin der Bochumer GLS-Bank nicht gerechnet. Sie hatte sich bei der Bank über einen Spendenaufrug zugunsten von Flüchtlingen beschwert. Die Bank solle doch bitteschön auf ihrer Homepage auch auf flüchtlingskritische Organisationen verweisen. Ein Mitarbeiter antwortete gelassen – und mit einem überraschendem Vorschlag – ganz und gar nicht im Sinne der Kundin.
Der Vorschlag erreichte die GLS Bank am 04.11.2015: „Sie bieten auf ihrer Webseite Links auf Organisationen, die Flüchtlinge unterstützen“, heißt es in der Mail. Ob die Bank nicht auch Organisationen unterstützen könne, „die das Ziel haben, der aktuellen Invasion unseres Landes Einhalt zu gebieten?“ „Könnten Sie bitte auch auch Links zu Organisation einstellen, die das Ziel haben, der aktuellen Invasion unseres Landes durch Flüchtling Einhalt zu gebieten?“ – so lautet ein Auszug aus der Kundemail. Die Kundin kritisiert eine Website der Bank, auf der Hilfe für Menschen in Not angeboten wird.
Darauf reagiert GLS-Mitarbeiter Johannes Korten überraschend gelassen: Die Dame habe da „etwas grundsätzlich missverstanden“. Die Bank wolle die Gesellschaft menschlicher gestalten, indem sie Menschen unterstütze, ungeachtet deren Herkunft oder Hautfarbe. Dazu gehörten momentan besonders ehrenamtliche Helfer, die an ihre eigenen Grenzen gehen, um anderen zu helfen. Das wolle die GLS-Bank finanziell und ideell unterstützen. Außerdem zitiert der Kundenmitarbeiter aus dem Lexikon zum Schlagwort „Invasion“. Es handle sich dabei um das „Eindringen militärischer Truppen in fremde Gebiete“ und keinesfalls um friedliche Flüchtlinge, führt der GLS-Mitarbeiter aus.
Zustimmungs-Hype
„Es wäre geradezu absurd, wenn wir auf derselben Seite für Organsationen werben würden, deren Ziel es ist, die flüchtenden Menschen ihrem Schicksal und Elend zu überlassen“ – heißt es in dem Auszug der Kundenmail der Bank, die bei Facebook auf 14.000 gehobene Daumen traf: Bisher haben den Post mehr als 10.000 Menschen geliked und fast 4000 Mal wurde dieser Beitrag geteilt. Die Antwort des GLS-Mitarbeiters sei „Friedens-Nobel-Preis-verdächtig“ wird kommentiert. „Sehr gut. Die Antwort auf eine solche Bitte so fein zu artikulieren und doch so bestimmt zu verfassen, ohne auch nur im Ansatz kritisch zu sein, ist eine Kunst“, so ein anderer Kommentar.
Der Bitte der Kundin werde die Bank nicht nachkommen. Stattdessen lud Korten sie ein, doch gemeinsam ein Flüchtlingsheim zu besuchen und mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen, um die Gründe der Spendenaufrufe nachzuvollziehen.
Die GLS Bank versteht sich als sozial-ökologische Alternative in der Bankenbranche. Sie bietet zwar nicht die höchsten Renditen, dafür unterstützt sie nachhaltige Projekte und das gute Gewissen ihrer Kunden. Auch in der Flüchtlingsfrage hat sich die Bank ganz klar positioniert. Auf www.gls.de/fluechtlingshilfe ist ein großes „Refugees Welcome“-Banner zu finden. Darunter sind zahlreiche Hilfsprojekte, Initiativen und Spendenmöglichkeiten verlinkt.
Korten ist Online-Redakteur und Markencoach der sozial-ökologischen Bank und wurde im Oktober diesen Jahres bereits mit dem „Virenschleuderpreis“ der Frankfurter Buchmesse für seinen Einsatz für den Autor Kai-Eric Fitzner ausgezeichnet. Fitzner erlitt einen Schlaganfall, woraufhin seine Familie in eine finanzielle Notlage geriet. Korten verbreitete den Hashtag #EinBuchfuerKai in den sozialen Medien, um den Verkauf Fitzners bis dato wenig bekannten Romans anzukurbeln.
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