An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

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Keine Kohle mehr für Kohle, Öl und Gas

Divestment findet immer mehr Anhänger
Der weltweite Ausstieg aus Investitionen in umweltschädliche fossile Brennstoffe hat sich im vergangenen Jahr verfünfzigfacht, gemäß einer neuen Studie des US-Beratungsunternehmens Arabella Advisors. Die Zahl der Investoren, die sich zum sogenannten Divestment verpflichtet haben, – sie verwalten 2,32 Billionen Euro – ist laut der Studie jüngst exponentiell gewachsen.
Dieser Trend spiegelt laut Hans-Josef Fells Newsletter vom 02.010.2015 „das zunehmend überzeugende wirtschaftliche Argument wieder, keine Investitionen in fossile Brennstoffe zu tätigen, weil das Kohlenstoff-Budget im Kampf gegen den Klimawandel immer kleiner wird und erneuerbare Energietechnologien in den Kosten sinken“. Folglich und wegen unermüdlicher Kampagnen von Non-Profit- und Umwelt-Organisationen ist das Divestment von Anlagen in fossile Brennstoffe inzwischen auf den Agenden mehrerer Sektoren von Regierungen und Investoren aus 43 Ländern angekommen.
Der Bewegung gehören längst nicht mehr nur idealistische Institutionen an, sondern auch große einflussreiche Organisationen aus den neuen Sektoren, die ihre Vermögenswerte aus fossilen Brennstoffen veräußern. Große Pensionsfonds und private Unternehmen machen heute über 95 Prozent des Vermögens der Divestment-Akteure aus.
Die Pensionskasse California Public Employees Retirement System, die Norwegische Pensionskasse, die Canadian Medical Association, der Ökumenische Rat der Kirchen und die University of California gehören zu den bemerkenswertesten jüngsten Verpflichtungen. In Australien plant die Universität von Sydney den [[CO?]]-Fußabdruck ihrer Investitionen in drei Jahren um 20 Prozent zu reduzieren. Dies nach dem Vorbild der Australian National University, die im vergangenen Jahr Aktien von sieben Rohstoffunternehmen im Wert von 14,3 Mio. Euro veräußerte.
Australien hat nicht nur riesige Kohlevorräte, sondern beheimatet immerhin zehn Prozent der Divestment-Akteure, 64 Prozent (die Mehrheit) sind Amerikaner und 20 Prozent leben in Großbritannien. Andere stammen aus Kanada, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Senegal. Seit dem Start an wenigen Hochschulen der USA hat die Bewegung Menschen aus der ganzen Welt erreicht.
Report „Measuring the Growth of the Global Fossil Fuel Divestment and Clean Energy Investment Movement“ („Messung der Zunahme des globalen Divestments in fossile Brennstoffe und die Clean Energy Investment Bewegung“) – Executive Summary (Ausschnitte)
Bis heute haben sich 436 Institutionen und 2.040 Personen in 43 Ländern, die 2,32 Billionen Euro Investivermögen vertreten verpflichtet, nicht mehr in fossile Brennstoffe zu investieren („divest“). Die Divestment-Bewegung ist seit der Klimawoche im September 2014 exponentiell gewachsen. Damals haben Arabella Advisors zuletzt berichtet, dass 181 Institutionen und 656 Personen mit Vermögenswerten von mehr als 44,6 Mrd. Euro sich zum Divestment verpflichtet hätten. Damals versprachen die Divestment-Befürworter, diese Zahlen bis zum Pariser UN-Klimagipfel zu verdreifachen. Drei Monate vor den Verhandlungen haben wir bereits eine fünffache Zunahme in den gesamten kombinierten Vermögenswerten derer erreicht, die sich verpflichtet haben, von Investitionen in fossile Brennstoffe Abstand zu nehmen.

Die weltweite Verteilung der Divestment-Bewegung: 436 Institutionen und Unternehmen und 2.040 Personen in 43 Ländern, die Vermögenswerte von 2,32 Billionen Euro halten, verpflichteten sich, nicht mehr in Fossile zu investieren. – Grafik © arabellaadvisors

Diese Zusagen haben Sektoren erreicht, die nicht traditionell mit dem Divestment verbunden sind, einschließlich Pensionsfonds und private Unternehmen. 2014 führten Stiftungen, Universitäten, religiöse Organisationen, NGOs, und andere Überzeugungs-getriebene Organisationen die Bewegung an. Jetzt halten große Pensionsfonds und private Akteure wie Versicherungen mehr als 95 Prozent der Vermögenswerte derer, die sich zum Divestment verpflichtet haben.
Das Klimarisiko für die Anlageportfolios treibt das exponentielle Wachstum des Divestments an. Berichte von Analysten der Citigroup, HSBC, Mercer, der Internationalen Energieagentur, der Bank of England, der Carbon-Tracker-Initiative und andere haben Hinweise auf signifikante und quantifizierbare Risiken für Anlage-Vermögen in fossile Brennstoffe in einer carbon-getriebenen Welt gegeben. Die Chefs mehrerer der größten Institutionen, die im vergangenen Jahr zum fossilen Divestment übergegangen sind, haben Klimarisiken für ihre Anlageportfolios als Schlüsselfaktor ihrer ihren Entscheidungen genannt.
Ausgehend von den Vereinigten Staaten umspannt die Divestment-Bewegung heute die ganze Welt. 2014 waren 78 Prozent der Divestment-Institutionen US-amerikanisch. Heute sind es 57 Prozent US-stämmiger Institutionen, die sich zum Divestment entschieden haben, sie vertreten mehr als 646 Millionen Menschen auf der ganzen Welt.
Folglich fließe mehr Kapital in Richtung Klima-Lösungen. 2014 erreichten die Investitionen in saubere Energien weltweit mehr als 275 Milliarden Euro pro Jahr. Unter den Divestment-Willigen verpflichten sich gleichzeitig viele, in Klimalösungen zu investieren: zusammen 700 Mrd. Euro.
Das staatliche und kommunale Divestment nicmmt ebenfalls zu: Das kalifornische Parlament stimmte in diesem Monat dafür, 425 Milliarden Euro öffentlicher Pensionsfonds von Unternehmen abzuziehen, die mindestens die Hälfte ihrer Einnahmen aus dem Kohlenbergbau generieren. Providence im Staat Rhode Island sagte als eine der größten Städte zu, alle ihre Pensionsgelder von Kohleunternehmen abzuziehen. In Australien hat die Stadt Newcastle – Heimat des größten Kohlehafens der Welt – das Divestment beschlossen, ebenso wie der Rat der Bundeshauptstadt.
->Quellen:

Über den Autor:

Gerhard Hofmann

Gerhard Hofmann

Dr. Hofmann war bis 2008 TV-Redakteur, u.a. ARD-Korrespondent Südamerika und Chefreporter SWF, Chefkorrespondent n-tv und RTL. Als Chef der Agentur Zukunft, berät im Bereich der erneuerbaren Energien und Nachhaltigen Entwicklung, u.a. die Desertec Initiative Dii, das IASS Potsdam, acatech und die ...