„Wie unsere Familie versucht, CO2-neutral zu leben“
Die Frage nach dem guten und umweltbewussten Leben in Zeiten des Klimawandels beschäftigt viele: „Wie reduzieren wir unseren ökologischen Fußabdruck?“ Die Familie Pinzler-Wessel hat es ein Jahr lang versucht. Ihre anregenden, mutmachenden Erlebnisse und Recherchen präsentieren sie in einem „alltagsprallen Buch“, wie es der Verlag Droemer nennt: „Ein Weg, der für alle praktikabel ist und wesentlich mehr Spaß macht als Verzicht erfordert.“
„Was bringt uns dieses Buch? Vor allem die Erkenntnis, dass wir das meiste, was man zur Senkung des eigenen CO2-Ausstoßes tun kann, längst wissen. Fast alles ist bewusst lebenden, sich regelmäßig informierenden Menschen sattsam bekannt. Wir müssten es nur noch umsetzen“, schreibt Pressesprecher Ralph Allgaier im MISEREOR-Blog.
Wenn der Temperaturanstieg auf zwei Grad oder darunter beschränkt werden soll, müssen die CO2-Emissionen reduziert werden. Wie lebt es sich damit? Ist der eingelagerte Bioapfel klimafreundlicher als der aus Chile? Schwein oder Rind? Bahn oder Fernbus? Oder sind alle Mühen vergeblich, weil eine Familie gar nicht viel bewirken kann? Petra Pinzler, Redakteurin der Wochenzeitung „Die Zeit“, und ihr Mann Günther Wessel haben mit ihren beiden Kindern ausprobiert, wie gut das im Alltag funktioniert. ein Jahr lang ein spannendes Experiment gewagt. Gemeinsam versuchte die in Berlin wohnende Familie, CO2-neutral zu leben. Wie das vonstatten ging und wie erfolgreich sie dabei waren, erzählen die Eltern auf unterhaltsame Weise in ihrem Buch „Vier fürs Klima“.
Der Verlag: „Sie hat versucht, für alle vier gute Kompromisse im Alltag zu finden. Sie haben akribisch recherchiert und ein Haushaltsbuch der kleinen Klimasünden geführt. In diesem lebensnahen Bericht ihres Selbstversuches erzählen sie, was gut geht, was nicht und um welche Erfahrungen sie reicher sind.“
Allgaier: „Warum geschieht das in den wenigsten Haushalten? Sind wir zu träge? Ja und Nein. Auch wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten, gibt es Grenzen dessen, was wir in der Gestaltung unseres Lebens erreichen könnten, um wirksam zur Begrenzung des Klimawandels beizutragen. Ganz klar ist, dass wir strukturelle Änderungen im Alltag brauchen. Dazu müsste auch der Staat viel kräftiger gegensteuern, als er dies gegenwärtig tut.“
„Erstaunlich selbstkritisch“
Der Selbstversuch fällt laut Allgaier „erstaunlich selbstkritisch aus“: Pinzler/Wessel müssten „zugeben, dass sie ökologisch nicht so makellos agieren, wie sie vorher gedacht haben. Auch räumen sie frank und frei ein, wie verführerisch es ist, bei miesem Wetter einfach ins Auto zu steigen und wie schwer, die eigene Bequemlichkeit zu überlisten.“ Am Ende bleibe ein zwiespältiges Fazit: Zwar habe sich herausgestellt, „dass auch Klimaretter nicht in Jesuslatschen und Kutte leben müssen, sondern gut aussehen, riechen und essen dürfen“. Und dass Veränderung gar nicht so schwer sei. Aber: Die Familie habe sich auch eingestehen müssen, dass das eigentlich zur Eindämmung der Erderwärmung Notwendige, nämlich den persönlichen CO2-Verbrauch auf zwei Tonnen pro Jahr zu begrenzen, nicht zu schaffen sei, wenn sie weiter in Deutschland leben wolle. „Weil schon die Gesellschaft jedem Bundesbürger einen Sockel von einer Tonne auflädt – dadurch dass sie beispielsweise Straßen baut, Behörden und Schulen betreibt.“
Aktuell: Elf Tonnen pro Jahr
Der durchschnittliche Bundesbürger und natürlich auch die Bundesbürgerin verbrauche im Schnitt elf Tonnen CO2 im Jahr. „Bei Pinzler und Wessel waren es vor dem Öko-Testlauf zehneinhalb Tonnen pro Nase. Und nachdem die vier sich zugunsten der Umwelt tüchtig ins Zeug gelegt haben, konnten sie ihre individuelle Bilanz auf knapp über sieben Tonnen je Person reduzieren, 13 Tonnen sparten sie ein. Da geht also was.“ Die wichtigsten Faktoren sind laut Allgaier sind schnell ausgemacht: „Autofahren. Fliegen. Einkaufen. Wohnen.“
Der MISEREOR-Blogger glaubt, dass die Leser darüber überrascht seien, „dass die Produktion von Rindfleisch zum Beispiel ungefähr viermal so viel Kohlendioxid-Belastung bedeutet wie die Erzeugung von Schweine- oder Geflügelfleisch. Oder dass Elektroautos gar nicht so ökologisch sind, wie gerne behauptet, und die eigentliche Lösung darin bestünde, einfach weniger als bisher zu fahren. Verblüffend auch die Zahlen zu unserem Mineralwasserverbrauch: 982 Millionen Wasserkästen holen die Deutschen jährlich aus dem Supermarkt. Würde man die darin enthaltenen Flaschen übereinanderstapeln, gäbe es einen Turm der Größe von 1.534.000 Kilometern, der vierfachen Entfernung von der Erde zum Mond. Angesichts der Tatsache, dass man sich auch bedenkenlos aus dem Wasserhahn bedienen kann, müsste uns ein solch astronomischer Wert eigentlich ins Grübeln bringen.“
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