An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

First slide

FAIRstrickt – Wer zahlt den Preis der Mode?

Die Arbeitsbedingungen und die Umweltbelastungen der Textilproduktion sind der Anlass für ein Bündnis von 20 Gruppen und Institutionen – darunter die Universitätsstadt Tübingen (Fairtrade-Stadt seit 2010), das EPiZ – Entwicklungspädagogisches Informationszentrum Reutlingen, das Werkstadthaus, das Aktionszentrum Arme Welt e.V., sowie Colibri – Beiträge für eine menschenwürdigere Welt Tübingen, die Hochschule Reutlingen und das Weltethos-Institut – die Tübinger Aktionswoche Textil „FAIRstrickt – Wer bezahlt den Preis der Mode?“ (27. April – 4. Mai 2019) mit über 40 Veranstaltungen zu planen, zu organisieren und durchzuführen: von der Kleidertauschbörse über Mitmachaktionen für Schüler*innen und die Ausstellung „Ich mache Deine Kleidung!“ in der Tübinger Stadtbücherei bis zur Podiumsdiskussion über Konzernverantwortung mit Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh und Staatsministerin Annette Widmann-Mauz am 2. Mai, 19.30 Uhr, im Weltethos-Institut.

Am 24. April 2013 stürzte der Rana Plaza-Fabrikkomplex in Dhaka/Bangladesch in sich zusammen. Mehr als 1100 Textilarbeiter*innen starben, 2500 wurden verletzt. Am Tag vor dem Unglück wurden Risse in dem Gebäude entdeckt, viele Menschen wurden dennoch gezwungen, ihre Arbeit fortzusetzen. Sie hatten hauptsächlich Kleidung für den Export produziert, unter anderem für europäische und deutsche Mode-firmen wie Primark, Benetton, C&A, KiK und Adler beziehungsweise deren Zulieferer. Wenige Monate vor dem Einsturz hatte der TÜV Rheinland die Produktionsstätte einer der dortigen Firmen geprüft: Massive Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit, Diskriminierung von Frauen und das Fehlen von Gewerkschaften fielen dem TÜV nicht auf – dafür wurde in dem Bericht die Bauqualität des Gebäudes als gut bezeichnet. Am morgigen Mittwoch, 24. April 2019, jährt sich der Zusammenbruch des Fabrikkomplexes Rana Plaza in zum 6. Mal.

Viel hat sich seitdem nicht verbessert. Unlängst wurden in Bangladesch über 3000 Textilarbeiter*innen angeklagt, mehr als 11.000 Arbeiter*innen aus 105 Fabriken wurden seit Januar 2019 entlassen. Ihre Namen stehen auf einer schwarzen Liste, nirgendwo finden sie mehr Arbeit. Ihr Verbrechen: Sie protestierten gegen die viel zu geringe Anhebung des monatlichen Mindestlohns auf 8000 Taka (83 EUR). Die Gewerkschaften hatten das Doppelte (166 EUR) gefordert, immerhin wurde der Mindestlohn seit 5 Jahren nicht mehr erhöht. Die Aktionswoche möchte möglichst viele Menschen erreichen, um sich gemeinsam für eine gerechtere Produktion und Nutzung von Textilien einzusetzen. Damit Mode in Zukunft solidarisch mit den Menschen entlang der Produktionskette entsteht und der Umwelt nicht schadet.

Text + Fotos: Volker Rekittke