An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

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‚Hans Küng war mehr als Theologe‘ – Gohl in der Wirtschaftswoche

Der Schweizer Theologe Hans Küng sei mehr gewesen als ein „Kirchenrebell“ und „Papstkritiker“. Man müsse ihn auch als Weltbürger in Erinnerung halten, der Unternehmer:innen zu verantwortlichem Handeln ermunterte – und der die Vision einer sozialen Marktwirtschaft als globales Friedensprojekt verfolgte. Ein Gastbeitrag von Dr. Christopher Gohl vom Weltethos-Institut in der Wirtschaftswoche.

Aufgrund der zahlreichen Krisen und Skandale in der Wirtschafts- und Finanzwelt zeigte sich für Hans Küng in seinen späteren Jahren immer deutlicher, dass die globale Wirtschaft eine ethische Rahmenordnung benötigt. Er engagierte sich deshalb, basierend auf der Weltethos-Idee, das Bewusstsein für einen ethischen Grundkonsens zu fördern. Dazu erarbeitete er zusammen mit führenden Wirtschaftsethikern und Unternehmern das Manifest „Globales Wirtschaftsethos – Konsequenzen für die Weltwirtschaft“. Seit dessen Präsentation – mit einer Einleitung von Jeffrey Sachs – im UN-Hauptquartier New York 2009 wurde das Manifest von einer beachtlichen Zahl namhafter Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Religion unterzeichnet. Den bekanntesten Unterstützer fand Küng damals im ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan. So schreibt der Journalist Jan Feddersen in der taz am 07.04.21: “ (…) im früheren UN-Generalsekretär Kofi Annan fand er für dieses Projekt seinen engsten Fellow und Freund.“

Doch wie sieht eigentlich Weltethos in der Wirtschaft aus? Was müssen Unternehmen lernen, um in Verantwortung für Mitwelt, Umwelt und Nachwelt zu wirtschaften? Was müssen wir dazu lernen? Das Weltethos-Institut bietet seit seiner Gründung 2012 Studierenden und Unternehmer:innen Lernprogramme, die genau dies thematisieren. Grundlage dafür ist das Manifest Globales Wirtschaftsethos der Stiftung Weltethos – ermöglicht durch die langfristige Finanzierung durch die Karl Schlecht Stiftung. Im Zentrum steht die Frage: Unter welchen Bedingungen können wir in kultureller, weltanschaulicher und religiöser Vielfalt miteinander auf einer bewohnbaren Erde überleben und unser individuelles wie soziales Leben human gestalten? Um darüber in den Dialog zu treten lädt das Weltethos-Institut regelmäßig zu Veranstaltungen ein – in der Überzeugung, das Hans Küngs Projekt Weltethos in und mit uns allen weiterlebt.


Dr. Christopher Gohl forscht und lehrt seit 2012 am Weltethos-Institut an der Uni Tübingen zur Entstehung und Wirkung von Werten, zur Ethik in Unternehmen und Wirtschaft und zur lernenden Demokratie. Zwischen 2005 bis 2010 arbeitete der ausgebildete Mediator als Projektleiter für das Regionale Dialogforum Flughafen Frankfurt. Anschließend war er im Bereich politischer Strategie in Berlin tätig. Er promovierte 2011 im Fachbereich Politischer Theorie der Uni Potsdam zur professionellen Gestaltung von politischen Beteiligungsverfahren, wofür er den Stiftungspreis der Demokratie-Stiftung der Universität zu Köln erhielt. Im Mai 2021 rückt er für die FDP in den Bundestag nach.