
„Deutschland steht an einem wirtschafts- und sozialpolitischen Scheideweg“, so Prof. Dr. Nils Goldschmidt, Direktor des Weltethos-Instituts und Mitglied im Deutschen Ethikrat. Vor dem Hintergrund massiver ungelöster Herausforderungen appelliert er an die Bundesregierung, jetzt zügig vom Reden ins Handeln zu kommen. „Pflege, Rente, Integration – wir haben in diesen Fragen keine Erkenntnis-, sondern wir haben ein Umsetzungsproblem. Was fehlt, sind nicht weitere Beratungsgremien, Papiere, sondern Mut zu neuen Wegen. Wir müssen unbedingt raus aus der bürokratischen Kuschelzone“, so der Ökonom. In einer Zeit, in der insbesondere durch das Sonder-vermögen Milliarden zur Verfügung stehen, sei es unverantwortlich, weiterhin auf klassische Verwaltungslogiken und Expert*innenrunden zu setzen. „Wer wirklich gestalten will, braucht keine weiteren Papiere und Expert*innen, sondern Räume, in denen Lösungen entstehen dürfen“, so Goldschmidt.
Expertise befördern: Bundesweiter Ideenwettbewerb
Das Weltethos-Institut schlägt vor, mit einem Teil der Summe aus dem Sondervermögen einen hochdotierten bundesweiten Innovationswettbewerb auszuloben. Auf diese Weise können die klügsten Köpfe gezielt zur Lösung der drängendsten Fragen beitragen. Bereits mit rund 50 Millionen Euro (0,01 % des Sondervermögens) ließen sich starke Anreize für Innovation, Sozialunternehmertum und tragfähige Lösungen finanzieren. Konkret:
- Ideen, um das Gesundheitssystem zu konsolidieren sowie Pflege effizienter und menschenwürdiger zu gestalten
- Passgenaue Lösungen für kommunale Integrationsarbeit, z. B. für Sprachkurse und Demokratiebildung
- Neue und generationengerechte Wege in der Ausgestaltung des Rentensystems
- Angebote, die dabei helfen, Bürokratie zu verschlanken und Digitalisierungsprozesse zu beschleunigen
Finalist*innen könnten jeweils eine Million Euro Startkapital erhalten, das erfolgreichste Projekt erhält eine zusätzliche Million zur Skalierung. Um echte Wirkung zu erzielen, schlägt Goldschmidt ferner vor, die Umsetzung in kommunalen Reallaboren zu erproben – mit minimalem bürokratischem Überbau, dafür mit wissenschaftlicher und fachlicher Begleitung. „Nur so lernen wir schnell, was funktioniert – und was nicht. Das ist mutige, lernende Politik in Echtzeit.“
Warum das sinnvoll ist:
- Mehr Dynamik wagen – Fokus auf Umsetzung statt zermürbender Abstimmungsprozesse
- Zielgenaue Investitionen – Mittel fließen in konkrete Lösungen und kreative Unternehmen statt in bürokratische Strukturen
- Vielfalt der Perspektiven – Öffnung der klassischen Politik(-beratung) für neue Lösungen
- Zukunftsmut statt Unmut – Förderung von Innovationskultur und neuen potenziellen Arbeitsplätzen
Weltethos Pitch Day als Vorbild

Dass solche Ideen bereits existieren, zeigt die Erfahrung aus dem Institut selbst. Anna Tomfeah, Kommunikationsleiterin des Weltethos-Instituts, erklärt: „Mit unserem Weltethos Pitch Day haben wir gesehen, wie viele Start-ups heute schon an klugen Lösungen für gesellschaftliche Probleme arbeiten. Sie verbinden Profitorientierung mit sozialer Innovation und Zukunftslust. Genau diese Stimmung brauchen wir jetzt!“