Das Jahresthema des Weltethos-Instituts 2025 – „Brücken bauen – aber wie?“ – greift eine der drängendsten Fragen unserer Zeit auf: Wie können wir in einer Welt, die von tiefen Gräben und Spaltungen durchzogen ist, den Dialog und das Miteinander stärken? In einer Ära, in der globale und nationale Konflikte nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich, kulturell und religiös zu immer stärkeren Spaltungen führen, ist das Bild der Brücke sowohl symbolisch wichtig als auch forschungs- und handlungsleitend.
Brücken in angespannten Zeiten
Gräben, die aus verschiedenen ökonomischen und politischen Interessen entstehen, scheinen manchmal nahezu unüberwindbar. Dies gilt besonders in Zeiten der Polykrisen und der Transformation. Der Übergang von der „Old Economy“, die auf fossilen Ressourcen und veralteten Geschäftsmodellen basiert, zu neuen Formen des Wirtschaftens, die sozial und ökologisch nachhaltig organisiert sind, führt vielerorts zu heftigen Debatten. Geopolitische Konflikte, Kriege, Armut, Klimakatastrophen erschweren die Dialoge noch zusätzlich.
Deswegen erfordert das Brückenbauen mehr als nur den guten Willen, miteinander zu reden. Es geht darum, Toleranz zu üben und auch festzustellen, wo ihre Grenzen liegen. Es geht darum, stabile und tragfähige Strukturen zu schaffen, die auf Vertrauen, gegenseitigem Respekt und Verständnis gründen. Oft leichter gesagt, als getan.
Schon Dialogfähigkeit ist schwer. Sie verbindet Sprachfähigkeit in eigener Sache mit Neugier und Lernbereitschaft gegenüber Anderen. Wenn wir es vermögen, Differenzen partnerschaftlich und offen zu bearbeiten, kann aus Verständigung Verständnis und friedliche Veränderung werden.
Aber manchmal finden wir einfach nicht zusammen. Toleranz heißt dann, ganz unterschiedlicher Meinung zu sein, aber das auch aushalten zu können. Natürlich hat das Grenzen. Und selbstverständlich sind Dialogfähigkeit und Toleranz voraussetzungsreich. Es hilft, wenn die bestehenden Verhältnisse Vertrauen und Respekt erleichtern.
Was macht eine Brücke der Verständigung stabil und tragfähig?
- Das Prinzip der Menschlichkeit: Menschen sollen sich gegenseitig menschlich behandeln. Der Andere ist niemals Niemand, sondern immer Jemand mit eigener Würde, auch und gerade bei Unterschieden im Glauben, in der Weltsicht, in den Interessen. Genau wie ich.
- Dialogfähigkeit: Es braucht weiterhin das Bewusstsein, dass wahre Verständigung nicht darin besteht, den anderen zu überreden, sondern gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die allen Seiten gerecht werden. Dialogfähigkeit ist voraussetzungsreich. Sie verbindet Sprachfähigkeit in eigener Sache mit Neugier und Lernbereitschaft gegenüber Anderen.
- Gemeinsame Werte: Brücken sind stark, wenn sie auf gemeinsamen Werten beruhen – wie zum Beispiel auf Menschenwürde, Gegenseitigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Gewaltlosigkeit und Gleichberechtigung. Diese Weltethos-Werte und -Prinzipien sind über kulturelle und religiöse Traditionen hinweg universell und bieten den festen Grund für den Dialog von Unterschiedlichen.
Wie bauen wir gemeinsam Brücken?
Wir müssen uns der Gefahr bewusst sein, dass manche Brücken einsturzgefährdet sind. Sie wurden eilig auf unsicherem Grund errichtet: schnell geschaffene, oberflächliche Kompromisse, die grundlegende Unterschiede ignorieren oder übertünchen, sind aber keine langfristigen Lösungen.
Das Weltethos-Institut stellt daher diese Fragen zur Diskussion: Wie schaffen wir Brücken, die den Stürmen unserer Zeit standhalten? Wie gestalten wir den Dialog so, dass er über oberflächlichen Austausch hinaus tiefe, gemeinsame Verständigung und Veränderung ermöglicht? Wie bauen und pflegen wir Brücken zueinander und gemeinsam in eine bessere Zukunft? Das sind Fragen, die weit über den akademischen Diskurs hinausgehen. Und wir wollen Sie gerne 2025 gemeinsam mit Ihnen erkunden!