Eine wirtschaftsethische Einordnung von Institutsdirektor Ulrich Hemel – Die öffentliche Diskussion zu verschiedenen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen bietet immer wieder Anlässe für eine wirtschaftsethische Einordnung. Ein konkretes Beispiel sind positive Äußerungen zu Elon Musk und Javier Milei. Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel, Direktor des Weltethos-Instituts, bezieht dazu im nachfolgenden Statement Stellung.
„In manchen Äußerungen werden Elon Musk und Javier Milei als Vorbilder für vernunftgeleitetes wirtschaftliches Handeln dargestellt, auch für Deutschland. Was konkret in einem Land vernünftig und ethisch vertretbar ist, bedarf aber einer genaueren Analyse.
Bei Elon Musk ist der Erfolg als visionärer Unternehmer keineswegs ein Ausweis für politische Klugheit. Die Übertragung von Erfolgsrezepten des Unternehmers Musk auf den Staat springt zu kurz. Denn der Staat muss einen Rahmen vorgeben, der für alle gilt, nicht nur für Einzelne, beispielsweise besonders erfolgreiche Menschen. Der Staat muss sich auch um diejenigen kümmern, die aus ganz unterschiedlichen Gründen weniger leistungsfähig sind: Um Kinder, Arme, Kranke, Alte.
Das immer wieder hochgehaltene Leitbild der Sozialen Marktwirtschaft verbindet ja nun immer beide Aspekte: Die Suche nach der besten Lösung im wirtschaftlichen Wettbewerb und die Gewährleistung von ethischen und sozialen Mindeststandards.
Wer die soziale und ethische Seite der Marktwirtschaft auslässt, landet bei einseitigen Konzepten, die unmittelbar zum Ausschluss vieler Menschen führen. Die Suche nach dem Gleichgewicht zwischen den richtigen Leistungsanreizen und sozialer Abfederung ist eine Grundaufgabe der Politik. Um den richtigen Weg zu ringen, ist Aufgabe der Demokratie.
Den in politischen Kompromissen gefundenen Weg gut zu kommunizieren, wird immer wichtiger, auch, um gesellschaftlicher Spaltung vorzubeugen. Wer Freiheit sagt, ohne die Wahrnehmung und Achtung weniger privilegierter Personen mitzudenken und klar auszusprechen, der gefährdet den demokratischen Zusammenhalt.
Nicht der Verzicht auf Leistung und auf das Freiheitsversprechen des Staates, sondern das Zusammenspiel von Freiheit und sozialer Verantwortung ist das, was wir heute in Deutschland und weltweit benötigen. Elon Musk und Javier Milei zeichnen sich durch eine zugespitzte Rhetorik aus, die das für unsere Demokratie so wesentliche Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Produktivität und sozialer Kohäsion vermissen lässt.“
– Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel