Auch Jahre nach dem Beginn der Finanzkrise bergen die globalen Finanzmärkte immer noch Gefahren für Wirtschaft und Gesellschaft. Im Rahmen der Vorführungen des Dokumentarfilms „The Forecaster“ veranstaltete das Weltethos-Institut Diskussionen über die Probleme der Geldsysteme und wie man diese stabilisieren könnte. Neben einem Pressegespräch mit dem Tübinger Regisseur Marcus Vetter und dem Protagonisten seines Films „The Forecaster“, Martin Armstrong, wurde am 8. Mai eine „Solution Conference“ für Interessierte angeboten.
Den Höhepunkt des Tages stellte eine Podiumsdiskussion mit Armstrong selbst, dem Börsenexperten Prof. Max Otte, dem Chefreporter der „WirtschaftsWoche“ Dieter Schnaas und dem WEIT-Direktor Claus Dierksmeier dar. Überschrieben war die Veranstaltung im Tübinger Kino Museum mit der Frage: „Staatsschulden – ein gigantisches Schneeballsystem?“
Mit der wissenschaftlichen Kommentierung der Filmpremiere bestätigt das WEIT seine Rolle als Treiber von Veränderungen im Finanzsystem („Kein Weltethos ohne Geldethos!“) und gewann darüber hinaus mit Martin Armstrong einen ausgewiesenen Geldexperten und Partner für zukünftige Projekte.
Die Dokumentation „The Forecaster“ erzählt die Geschichte des Finanzanalysten und Anlageberaters Martin Armstrong, der mittels statistischer Analysen zahlreiche Finanzkrisen vorausgesagt haben soll. In den 80er und 90er Jahren zählte er zu den einflussreichsten Beratern von Firmen, Regierungen und Pensionsfonds. Aber ein jäher Abstieg brachte ihn für viele Jahre ins Gefängnis – unter merkwürdigen, immer noch nicht ganz aufgeklärten Umständen. 1999 sperrten ihn die US-amerikanischen Behörden ohne Anklage ins Gefängnis und erst 2011 wurde er entlassen ohne dass substanzielle Vorwürfe bekannt geworden wären. Armstrong hatte sich geweigert, Unterlagen über seine Rechenmodelle weiterzugeben und wurde deshalb immer wieder in Beugehaft genommen – ein juristisch außerordentlich fragwürdiger Vorgang.
Beim Besuch von Martin Armstrong und Marcus Vetter im Weltethos-Institut sprachen sie ausführlich über die Entstehung des Films und die Probleme der gegenwärtigen Geldwirtschaft: „Als die Krise kam, musste ich den Politikern erklären, wie die Tricksereien in der Finanzwelt funktionieren“, führte Armstrong aus. Ein Problem seien die zum Teil dubiosen Verbindungen zwischen Politik und Wirtschaft. So gibt er zu bedenken, dass die Bank Goldman Sachs gegenwärtig sowohl den republikansichen Präsidentschaftsanwärter Jeb Bush, wie auch die demokratische Kontrahentin Hillary Clinton unterstützt. „Who ever wins – Goldman Sachs is on top.“
Darüber hinaus lägen zahlreiche Probleme bei den Banken selbst. Zwar stünden sie heute, wie das Beispiel Deutsche Bank zeige, vielerorts vor Gericht. Doch nach wie vor verdienten sie einen großen Teil ihres Geldes mit Spekulationen, die der realen Wirtschaft nichts nützten.
Hinzu kommen die gigantischen Staatschulden, die eine ungute Vermehrung der spekulativ genutzten Geldmassen ermöglichten. „Das politische System kann heute nicht mehr auf Schulden verzichten“, analysierte der Wirtschaftsjournalist Dieter Schnaas während der Podiumsdiskussion. Wachstum werde nur noch durch Schulden erkauft. Es sei daher lediglich eine „Wachstumsillusion“.
Prof. Max Otte kritisierte mit deutlichen Worten die Dominanz US-amerikanischer Finanzeliten, die sich der Politik zu ihren Zwecken bedienten. Auch Armstrong sei ja möglicherweise ein Opfer der engen Verbindung von wirtschaftlichen mit politischen Interessen geworden.
WEIT-Direktor Prof. Claus Dierksmeier plädierte dafür, die Möglichkeiten von Veränderungen nicht zu unterschätzen: „Wir sind von der Natur nicht determiniert. Wir müssen denken – das ist der erste Schritt für eine bessere Praxis. Wir können unsere Freiheit für Veränderungen nutzen.