Ermunterung zur Einmischung – Zwei Generationen der Umweltbewegung blicken zurück – und nach vorn
Es muss anders werden, damit es besser wird – aber wie wird es anders? Erhard Eppler und Niko Paech setzen sich seit Jahrzehnten für eine ökologische Wende ein und sind zentrale Vordenker der Ökobewegung ihrer jeweiligen Generation. Anlässlich des bevorstehenden 90. Geburtstages von Erhard Eppler trafen sich die beiden Pioniere zum Gespräch in Epplers Haus und Garten, hoch über dem mittelalterlichen Kern seiner Heimatstadt Schwäbisch Hall.
Ein Streitgespräch zwischen Erhard Eppler und Niko Paech? Das werden sich einige Leserinnen und Leser sicher fragen, wenn sie das am 03.11.2016 erscheinende Buch „Was Sie da vorhaben, wäre ja eine Revolution“ in die Hand nehmen. Genau 34 Jahre trennen die beiden Gesprächspartner – der eine Politiker, der andere Wissenschaftler –, denn beide sind am 9. Dezember geboren. In ihren jeweiligen politischen Positionen liegen sie auf den ersten Blick ganz nah beieinander. Beide kritisieren die Fixierung der Wirtschaft auf ein ungebremstes Wirtschaftswachstum. Beide praktizieren selbst, was sie fordern: einen „ressourcenleichten“ Lebensstil. Beide sind unbequeme Mahner. Beide fordern den gesellschaftlichen Wandel.
Doch so nah sich die beiden in ihren Überzeugungen auch sind, sie gehören nicht nur zwei Generationen, sondern auch unterschiedlichen politischen Kulturen an. Entsprechend kontrovers sind Ihre Antworten auf die wichtigsten Fragen unserer Zeit: Was kann die globalen Krisen noch stoppen? Ist „grünes Wachstum“ Fluch oder Segen? Wie gelingt, wie weit reicht die Energiewende? Sind genügsamere Lebensstile in unserer Konsumgesellschaft mehr als eine Utopie? Wer kann eine Nachhaltigkeits(r)evolution durchsetzen? Eher die Bürger oder die Politik?
Leidenschaftlich, ja hitzig, waren die von ZEIT-Redakteurin Christiane Grefe moderierten Gespräche. Wenn Eppler und Paech einander ihre jeweiligen Prägungen, Erfahrungen, politischen Prioritäten und Visionen erzählen, wenn sie über die Wachstumsfixierung oder die Energiewende diskutieren, fügt sich das zu einer lebendigen Geschichte der deutschen Umweltbewegung – und zugleich zu einer Debatte über einen besseren Weg in die Zukunft.
Erhard Eppler / Niko Paech, „Was Sie da vorhaben, wäre ja eine Revolution. Ein Streitgespräch über Wachstum, Politik und eine Ethk des Genug“, 208 Seiten, Hardcover ohne Schutzumschlag, ISBN 978-3-86581-835-5, 14,95 Euro / 15,40 Euro (A). Auch als E-Book erhältlich.
Erhard Eppler
Als Politiker und Publizist war Dr. Erhard Eppler – neben seinem Engagement in der Friedensbewegung – einer der ersten, die auf die ökologische Krise und die Notwendigkeit zum Umdenken hinwiesen. Sein Buch »Ende oder Wende« (1975) trug wesentlich zur Entstehung und Entwicklung der Umweltbewegung in Deutschland bei. Der Historiker und promovierte Germanist, geboren am 9. Dezember 1926, ist seit den 60er-Jahren einer der bedeutendsten Vordenker der SPD. 1968–1974 war er Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. 1961–1976 gehörte er dem Deutschen Bundestag an, danach bis 1982 dem baden-württembergischen Landtag. In seiner Partei bekleidete er bis in die 90er-Jahre hinein herausragende Ämter, unter anderem als Landesvorsitzender in Baden-Württemberg, Mitglied des Präsidiums und langjähriger Vorsitzender der Grundwertekommission. Zu Beginn und Ende der 80er-Jahre amtierte er zusätzlich als Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags.
Niko Paech
apl. Prof. Dr. Niko Paech ist einer der profiliertesten Wachstumskritiker Europas und wurde mit seinem Buch „Befreiung vom Überfluss“ (2012) zum führenden Vordenker der Postwachstumsökonomie im deutschsprachigen Raum. Paech ist außerplanmäßiger Professor und war von 2008–2016 als Vertreter des Lehrstuhls für Produktion und Umwelt („PUM“) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg tätig. Aktuell arbeitet er als Lehrbeauftragter an der Universität Siegen im Studiengang „Plurale Ökonomik“ und im Rahmen diverser Forschungsprojekte. Zudem ist er Mitglied verschiedener Netzwerke und Einrichtungen im Nachhaltigkeitsbereich, unter anderem in der Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ) und im Aufsichtsrat der Genossenschaften OLEGENO und POLYGENOS.
Christiane Grefe
Die Moderatorin dieses Gesprächsbandes gilt als eine der führenden Journalistinnen zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen in Deutschland. Sie arbeitete nach einem Journalismus- und Politikstudium unter anderem bei der ZEIT, der Süddeutschen Zeitung, GEO und der Wochenpost als Redakteurin und Reporterin. Seit 1999 ist sie Reporterin im Hauptstadtbüro der ZEIT. Christiane Grefe ist zudem Autorin zahlreicher Sachbücher. Zuletzt erschien von ihr „Global Gardening. Bioökonomie – neuer Raubbau oder Wirtschaftsform der Zukunft?„
->Quellen: oekom.de/was-sie-da-vorhaben-ist-ja-eine-revolution