UN-Biodiversitätskonferenz: Schutz der biologischen Vielfalt in alle Politikfelder integrieren, umweltschädliche Subventionen abbauen
Berlin/Cancún: Anlässlich der Weltbiodiversitätskonferenz im mexikanischen Cancún hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Staatengemeinschaft aufgefordert, den Schutz der biologischen Vielfalt in allen Politikfeldern konsequent zu berücksichtigen. Vorrang müsse auch der Abbau umweltschädlicher Subventionen haben. „Intensive Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft sind neben Bergbau, Verkehr und Infrastruktur die größten Treiber des weltweiten Artensterbens und des Verlusts natürlicher Lebensräume“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. „Nur wenn es gelingt, den Schutz der Biodiversität wirksam in andere Sektoren wie die Agrar-, Fischerei- oder Verkehrspolitik zu integrieren, können Korallenriffe, Regenwälder, Orchideenwiesen und andere natürliche Lebensräume bewahrt werden“, so Weiger. Für eine effektive Integration seien der Abbau umweltschädlicher Subventionen und ökologische Leitplanken wie gesetzliche Vorschriften unerlässlich.
„Die internationale Gemeinschaft ist zwar bemüht, Arten und Lebensräume zu bewahren, fördert aber zugleich Maßnahmen, die unsere Biodiversität in rasantem Tempo zerstören. Noch immer werden viele hundert Milliarden Euro für ökologisch nachteilige Subventionen verschwendet. Allein in Deutschland sind das mehr als 50 Milliarden Euro pro Jahr“, sagte Weiger. Bereits bei der Biodiversitätskonferenz im indischen Hyderabad vor vier Jahren habe die internationale Gemeinschaft einen Fahrplan zum Abbau umweltschädlicher Subventionen beschlossen, seither sei jedoch wenig passiert. „Deutschland muss sich in Cancún für konkrete Schritte zum Abbau umweltschädlicher Subventionen einsetzen. Besonders in der Agrarpolitik brauchen wir dringend eine Kehrtwende“, forderte Weiger.
Der BUND-Vorsitzende kritisierte, dass Industrieländer wie Deutschland mit ihrer massenhaften Fleischproduktion und der Förderung von Agrotreibstoffen direkt und indirekt zur Abholzung von Tropenwäldern für den Anbau von Futtermitteln und Palmöl beitragen. Dies habe nicht nur einen dramatischen Artenschwund und eine Verschärfung der Klimakrise zur Folge, sondern sei auch wegen der oft damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen untragbar. „Menschenrechtsverletzungen und die Abholzung der letzten grünen Lungen unserer Welt dürfen nicht auch noch mit Steuermitteln gefördert werden“, sagte Weiger.
Die Staatengemeinschaft habe sich schon 2010 in Nagoya zum Ziel gesetzt, den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2020 zu stoppen. Zwar gebe es Fortschritte wie beispielsweise die Vergrößerung der weltweit unter Naturschutz gestellten Fläche. „Vom Stopp des Artensterbens, dem Schutz der Korallenriffe, der Vermeidung des Eintrags überschüssiger Nährstoffe oder der Beendigung der Zerstörung natürlicher Lebensräume ist die Weltgemeinschaft noch meilenweit entfernt“, sagte Weiger. Die Vertragsstaaten müssten ihre Anstrengungen deutlich erhöhen, und starke Länder müssten schwächere Staaten finanziell und durch Wissenstransfer unterstützen. Insbesondere die G20-Staaten hätten dabei eine historische Verantwortung. „Deutschland muss seinen Vorsitz der G20 dazu nutzen, den Klimaschutz und den Schutz der biologischen Vielfalt, die Grundlagen unseres Lebens, ganz oben auf die Agenda zu setzen“, forderte der BUND-Vorsitzende.