An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

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Grundlagen ethischer Unternehmensführung

DozentInDr. Friedrich Glauner
VeranstaltungsartBlockseminar, Bachelorveranstaltung
SWS2
SpracheDeutsch
Wochentag/UhrzeitMittwoch, 28.4. / 12.5. / 19.05. / 9.6. / 23.6. / 7.7. / 21.7.,
jeweils 10:00-13:30 Uhr s.t.
Ort          Weltethos-Institut, Hintere Grabenstraße 26, 72070 Tübingen
Voraussetzungen/ ZielgruppeAktive Teilnahme
Leistungsnachweis /PrüfungsformECTS-CreditsTeilnahme, Referat, Hausarbeit
3-6 ECTS
AnmeldungPer E-Mail – mit Angabe von Name, Matrikelnummer, Studienfach und Semesterzahl, Adresse, Geburtsort und -datum bei glauner@weltethos-insitut.org.
Anmeldefrist19. April 2021
Max. Teilnehmerzahl30

Beschreibung

Unternehmen sind lebende soziale Systeme. Sie sind Mittel zum Zweck menschlicher Bedürfnisbefriedigung. In der Ökonomie wird dies ausgedrückt als Nutzenstiftungsfunktion. Der Nutzen, den ein Unternehmen stiftet, begründet sein Geschäftsmodell. Dieses wird umgesetzt in der Interaktion von Menschen. Für die Organisationsform von Unternehmen bedeutet dies: als Mittel zum Zweck menschlicher Bedürfnisbe­friedigung organisieren sich Unternehmen über das Zusammenspiel von Werten.

Aus der Wertegetriebenheit von Unternehmen resultiert die Problematik ethischer Unternehmensführung. Denn im Unterschied zu den die Unternehmung tragenden Menschen verfügt das soziale System ‚Unternehmen‘ über kein Eigenbewusstsein. Es ist sich selbst gegenüber ‚blind‘. Die Umsetzung unternehmerischer Ziele wird deshalb nicht durch das Unternehmen, sondern durch die Ziele der Menschen gesteuert, die das Unternehmen tragen. 

Hieraus ergeben sich drei ethische Dilemmata:

  1. Das Dilemma der Selbstbezüglichkeit von Werten: Welche Werte sollen im Unternehmen leitend sein? Wer entscheidet darüber und wie wird darüber entschieden? 
  2. Das Dilemma der Dominanz von Akteuren in sozialen Systemen: Welche Menschen erhalten die legitime Kraft, das Unternehmen und seine Werte zu präge? Wer entscheidet darüber und wie wird darüber entschieden?
  3. Das Dilemma der systemischen Blindheit: Wir wird das Problem der Blindheit von Unternehmen gegenüber ihren im Unternehmen gelebten Werten gelöst? Was und wie wird gewährleistet, dass die angestrebten Unternehmenswerte langfristig im Unternehmen verankert bleiben und die Dialektik der Gegenläufigkeit menschlicher und systemischer Werterückkopplungen in einen nachhaltig tragfähigen Werterahmen überführt wird?

Anhand zentraler Argumente und Grundlagentexte aus den Bereichen Philosophie, Soziologie, Kybernetik, Kognitionsbiologie, Psychologie und Ökonomie hinterfragt das Seminar sowohl die betriebswirtschaftliche Logik, die das Unternehmen aufgliedert in getrennte Bündel von Organisations-, Entscheidungs-, Führungs-, Strategie- oder auch Ressourcenproblemen, welche mit scheinbar rein rationalen Mitteln zu lösen sind, als auch die Rollen und das Zusammenspiel der Faktoren Macht, Anerkennung, Motivation, Sinnhaftigkeit sowie Gestaltungsfreude als Treiber für individuelles und unternehmerisches Handeln. Es wird gezeigt, dass und wie eine ethisch tragfähige Unternehmensführung durch den Prozess eines gezielten Wertemanagements im Unternehmen verankert werden kann. Die im Seminar behandelten Texte werden dabei auf die Situation von Unternehmen angewandt und am Ende des Seminars in einem Planspiel ein ethisch und wirtschaftlich tragfähiges Unternehmensmodell erarbeitet.

Literatur

  • Ahernd, Hanna (1986): Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. (Piper) München 1986.
  • Bourdieu, Pierre (1982): Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Suhrkamp, Frankfurt/Main
  • Glauner, Friedrich (2016a): Zukunftsfähige Geschäftsmodelle und Werte. (Springer) Berlin/Heidelberg 
  • Glauner, Friedrich (2016b): CSR und Wertecockpits. Mess- und Steuerungssysteme der Unternehmenskultur. (Springer) Berlin/Heidelberg, 2. erw. Aufl.
  • Luhmann, Niklas (1984): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Suhrkamp, Frankfurt/Main.
  • Maslow, Abraham H. (1981): Motivation und Persönlichkeit. (Rowohlt) Hamburg.
  • McClelland, David C. (1987): Human Motivation (Cambridge University Press) Cambridge, 6. ed. 2000.
  • Milgram, Stanley (1997): Das Milgram-Experiment. Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autorität (Rowohlt) Reinbek.
  • Sennet, Richard (2007): Die Kultur des neuen Kapitalismus (Berliner Taschenbuch Verlag). Berlin 2007
  • Weber, Max (1972): Wirtschaft und Gesellschaft. (Siebeck Mohr) Tübingen.
  • Badura, Bernhard et al (2013) Sozialkapital. Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg. (Springer) Berlin/Heidelberg