An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

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„Göttliche Freiheit“ – Über den Islam, China und den Westen

Abgrenzung und Populismus erfahren derzeit einen Aufschwung: Religiöser und politische Fanatismus bedeutet allerorts "Wir gegen die Anderen".
Der Säkularismus des Westens wird dabei oft als fortschrittlich und die Religiosität der arabischen und asiatischen Welt als rückschrittlich bezeichnet. Es kämpfe letztlich "the West against the rest". 

Am 22.2. stand daher die Frage nach einem transkulturellen Weltethos zur Diskussion: Bei allen kulturellen Unterschieden – was eint den Islam, China und den Westen in ihren Vorstellungen von Freiheit?

Unter Mitwirkung des China Centrum Tübingen und des Instituts für Islamische Theologie an der Universität Tübingen veranstaltete das Weltethos-Institut eine Podiumsdiskussion zum interreligiösen Dialog. Darüber, wie im chinesischen Kulturkreis, in der islamischen Welt und im Westen Fragen von Freiheit und Religion diskutiert würden, tauschten sich Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer, Prof. Dr. Erdal Toprakyaran und Prof. Dr. Claus Dierksmeier in einer lebhaften Diskussion mit den vielen anwesenden Gästen aus. 

Die drei Referenten darin waren sich darin einig, dass der vielseits beschworene „clash of civilizations“ durchaus vermeidbar ist: Anstatt abstrakt die „offene Gesellschaft“ und einen vermeintlich freiheitlichen Säkularismus des Westens in einen Gegensatz zu angeblich rückschrittlichen Formen von Religiosität in der arabischen und asiatischen Welt zu bringen, ginge es vielmehr darum, Gemeinsamkeiten zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen auszumachen. 
Dabei, so führten die drei Professoren aus, sei es wichtig, in jeder Kultur eine für diese eigenständige Begründung der individuellen Freiheit auszumachen und zu bestärken, um sie vor fundamentalistischen Angriffen in Schutz zu nehmen. Im Gedanken an menschliche Freiheit, als einer mit kosmopolitischer Verantwortung einhergehenden Befähigung des Menschen, fanden sich auffallende Gemeinsamkeiten der christlich-abendländischen, islamischen und chinesischen Kultur. Diese wurden von den Diskutanten genutzt, um für eine für das Menschsein wesentliche Einheit transkultureller Werte – das Weltethos – zu werben.