Neue Publikation der Weltethos Forschungsgruppe Finanzen und Wirtschaft zeigt notwendige Perspektiven für eine klimafreundliche EZB-Politik auf
Die ökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn im Geld- und Finanzsystem grundsätzliche Veränderungen stattfinden. Zu diesem Schluss kommt die Forschungsgruppe Finanzen und Wirtschaft am Weltethos-Institut schon seit Jahren – und sie hat zunehmend einen der Hauptakteure im Finanzsystem, die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer Arbeit berücksichtigt. Welche Rolle kann und muss die EZB für die ökologische Transformation, z.B. die Dekarbonisierung der Wirtschaft spielen?
Auf zwei Tagungen, 2019 und 2021, hat die Forschungsgruppe die Aktivitäten der EZB untersucht und Vorschläge zu deren Strategie gemacht. Eine besondere Rolle spielte dabei eine Petition, die von Forschungsgruppenmitglied Prof. Dr. Harald Bolsinger an das Europäische Parlament gerichtet wurde. In dieser Petition wurden die Zulassungskriterien für Wertpapiere und notenbankfähige Sicherheiten bei geldpolitischen Geschäften der EZB thematisiert. Die Berücksichtigung der Menschenrechte und Nachhaltigkeitskriterien sollten, so Bolsinger, unbedingt Teil der EZB-Politik sein.
Auf der Tagung 2021, die in der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main stattfand, wurde die Behandlung der Petition neben vielen anderen Themen von in- und ausländischen Fachleuten diskutiert. Dabei sollte die EZB, die unter Christine Lagarde nun deutliche Akzente in Richtung Nachhaltigkeit setzt „beim Wort genommen werden“.
Mit dem Springer Verlag werden nun Beiträge der Konferenz in Frankfurt zu einem Tagungsband aufbereitet unter dem Titel „The European Central Bank and Its Role in a Sustainable Finance System“. Der Band erscheint voraussichtlich im Februar 2023. Zu den Beitragenden gehören Enrico Schleiff, Harald Bolsinger, Ulrich Klüh, Johannes Hoffmann, Peter Ehrlich, Janina Urban, Jens Minnemann, Dirk Ehnts, Mamphela Ramphele, Peter Blom und Bernd Villhauer. Der Beitrag von Harald Bolsinger ist ab sofort als Vorabversion (preprint) online kostenlos verfügbar unter https://www.wirtschaftsethik.biz/fundamental-rights-in-the-core-business-of-the-ecb_202210/
Ulrich Klüh weist in seinem Beitrag zusammen mit Janina Urban nach, wo die historischen Blockaden für eine transformative EZB-Politik liegen, zeigt aber auch, dass Zentralbanken immer schon an der Schnittstelle zwischen Finanzmarkt und politischem System notwendige Veränderungen vorangebracht haben: „… we argue that the historical experience offers few reasons to fear a closer integration of central banking into the public sphere, as long as the latter is dominated by democratic politics.“
Mit den Tagungen konnte ein Netzwerk aufgebaut werden, das die Forschungsgruppe in Zukunft für weitere Veranstaltungen und Veröffentlichungen nutzen will. Die Zusammenarbeit mit dem Club of Rome hat sich als sehr produktiv erwiesen. Sie macht auch deutlich, dass das Mandat der EZB und ihre Strategie in einem globalen Rahmen verstanden werden muss, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.
Journalist:innen können das Buch in elektronischer Fassung vor der Veröffentlichung erhalten. Dafür wie auch für weitere Informationen zur Arbeit der Forschungsgruppe oder zur Vermittlung von Interviewpartner:innen, wenden Sie sich bitte an Dr. Bernd Villhauer (villhauer@weltethos-institut.org).