Am 25. April hatten wir Prof. Dr. Peter G. Kirchschläger, Leiter des Instituts für Sozialethik ISE der Universität Luzern, am Weltethos-Institut zu Gast, um mit ihm und Institutsdirektor Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel und Dr. Katja Duckek (World Citizen School) über die Auswirkungen von neuen Technologien auf die Gesellschaft zu sprechen. Denn in einer Zeit, in der Anwendungen Künstlicher Intelligenz mit rasanter Geschwindigkeit Einzug in unsere Welt halten, werden ethische Fragen dringlicher denn je.
Dabei geht es um Themen wie Verantwortlichkeit, Datenschutz, Diskriminierung und Transparenz, uvm. Wie zum Beispiel wirkt sich KI auf das gesellschaftliche Vertrauen und Miteinander aus? Wer trägt die Verantwortung, wenn maschinelle Systeme Fehler machen oder unerwünschte Konsequenzen haben? Welche internationalen Standards und Vereinbarungen sind notwendig, um menschenrechtsrelevante Aspekte von KI zu regulieren?
Diese und weitere Fragen wurden in Kurzimpulsen der drei Diskussionsteilnehmenden auf unterschiedliche Weise aufgegriffen.
Professor Kirchschläger betonte unter anderem, dass es derzeit immer wieder zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen durch den Einsatz von KI käme, bei denen manche Konzerne sogar durch menschenrechtsfeindliche Praktiken Profit machen. Um dies zu regulieren, engagiert sich der Ethiker bei den Vereinten Nationen für eine KI-Behörde, analog zur Anti-Atom-Behörde. Sein Vorschlag für eine Internationale Agentur für datenbasierte Systeme (IDA) soll bei der UNO als Plattform für die technische Zusammenarbeit im Bereich der datenbasierten Systeme geschaffen werden, um die Menschenrechte, die Nachhaltigkeit, die Sicherheit und die friedliche Nutzung der datenbasierten Systeme zu fördern sowie als globale Aufsichtsinstitution, Regulierungs- und Marktzulassungsbehörde im Bereich der datenbasierten Systeme zu dienen. Erst Mitte April ging er als Gewinner der über 1000 Einreichungen zum «World Summit on the Information Society Prize» der UNO hervor.
Professor Hemel wiederum stellte die Weltethos-Perspektive in den Vordergrund: Wie können wir dafür sorgen, dass KI-Entwickler*innen besser für ethische Chancen und Risiken sensibilisiert werden? Er stellte in diesem Zuge die Kooperations-Initative des Weltethos-Instituts mit Cyber Valley vor, die sich in dieser Weise für ein Berufsethos im Bereich KI einsetzt. Dazu gehöre auch ein Bewusstsein für die ökologischen und sozialen Folgen, die neue Technologien mit sich bringen. Als Beispiel führte er Kirgisien an, ein Land, dessen Stromverbrauch durch internationales Bitcoin-Mining so dramatisch gestiegen ist, dass private und öffentliche Haushalte von regelmäßigen und teils massiven Stromausfällen betroffen seien. Dies führe regelmäßig auch zu politischen Spannungen und zeige, was die globale KI-Wirtschaft an manchen Orten für Auswirkungen haben könne.
Katja Duckek stellte auch die Chancen dar, die insbesondere durch generative KI, wie z.B. Chat GPT oder andere Tools, entstehen. Manche Arbeitsprozesse lassen sich dadurch verkürzen und verbessern, wenn man die Technologie wie einen „Einstein im Keller“ nutzt. Die Potenziale zu sehen und gleichzeitig gerade auch im Bereich von Schulen Aufklärung darüber zu leisten, was KI kann und was der Mensch an kritischen Kompetenzen braucht, sei daher dringend erforderlich. Bislang, so Duckek, geschähe noch nicht genug auf diesem Gebiet.
Hier finden Sie ein paar Bilder des Abends und hier ist der Link zum Video.
Fotos: Mira Weiß / Weltethos-Institut