An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

First slide

Paradigmatische Wende der Wirtschaftswissenschaften

Transformative Wirtschaftswissenschaft im Kontext nachhaltiger Entwicklung

Uwe Schneidewind et al.
„Für einen neuen Vertrag zwischen Wirtschaftswissenschaft und Gesellschaft“
Franz Josef Radermacher vor Hörsaal - Foto © zak.kit.eduVon Beginn an haben die modernen Wirtschaftswissenschaften gesellschaftliche Prozesse nicht nur beobachtet und beschrieben, sondern diese auch selbst katalysiert und beeinflusst. Damit haben sie einer Entwicklung den Weg gebahnt, die neben unbestrittenen Erfolgen zu ökologischen Zerstörungen, sozialen Verwerfungen und immer wiederkehrenden ökonomischen Krisen geführt hat. Mehr denn je braucht es eine transformative Wirtschaftswissenschaft, die insbesondere auch die Bedingungen und Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft analysiert und verbessern hilft.
Über 30 namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz fordern in einem gemeinsamen Aufruf eine paradigmatische Wende der Wirtschaftswissenschaften. Da es neben unbestrittenen Erfolgen auch gravierende ökologische Zerstörungen, soziale Verwerfungen und ökonomische Krisen gibt, brauche es mehr denn je eine Wirtschaftswissenschaft, die insbesondere die Bedingungen und Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft analysiert und hilft, diese zu verbessern. Mit dem Aufruf „Transformative Wirtschaftswissenschaft im Kontext nachhaltiger Entwicklung“ wollen die Unterzeichnenden eine Diskussion über einen neuen „Vertrag“ zwischen Wirtschaftswissenschaft und Gesellschaft anstoßen. Der Aufruf ist in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Ökologisches Wirtschaften“ veröffentlicht und steht auf www.oekologisches-wirtschaften.de zum Download bereit.
Wirtschaftswissenschaft muss Wirkungskraft verantwortungsvoll nutzen

Die theoretischen Erkenntnisse der Wirtschaftswissenschaften sind eng verbunden mit gesellschaftlichen und politischen Handlungsoptionen und werden genutzt, diese zu legitimieren. „Damit die Wissenschaft ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gerecht wird, muss sie ihre gesellschaftliche Wirkungskraft bewusst nutzen. Manfred Fischedick - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für FGEÖR 20141106Daher geht es uns darum zu diskutieren, wie Wissenschaft transformativ wirken kann, indem neue Handlungsoptionen geschaffen und implementiert werden“, so die Initiatoren Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts und Vorstandsmitglied der Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung, sowie Reinhard Pfriem, Professor an der Universität Oldenburg und Gründer des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung.

Die Unterzeichnenden rufen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu auf, die gesellschaftliche Wirkung ihrer Arbeit stärker zu reflektieren und eine aktivere und kritischere Rolle in aktuellen gesellschaftlichen Debatten einzunehmen. „Mit dem Aufruf wollen wir dazu einladen, die Diskussion mitzugestalten, wie die Wissenschaft stärker als bisher zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann“, so Schneidewind und Pfriem.

Gesucht: Wissenschaftliches Fundament für große Fragen

Der Aufruf benennt große Problem- und Fragestellungen für die Wirtschaftswissenschaften, die es anzupacken gilt: Wie können Nachhaltigkeitsziele in Fiskal-, Verteilungs-, Arbeitszeit- und Außenwirtschaftspolitik integriert werden? Wie sollte sich die „Ordnung der Wirtschaft“ ändern, wie das Leitbild einer sozialen und nachhaltigen Marktwirtschaft? Wie kann letztlich ein gesamtwirtschaftlicher nachhaltiger Strukturwandel erreicht werden? Um diese Fragen zu diskutieren, schlägt der Aufruf vor, die verschiedenen kritischen wirtschaftswissenschaftlichen Strömungen zusammenzubringen und stärker aufeinander zu beziehen. Als Diskussionsaufschlag formuliert der Aufruf fünf Bedingungen für eine transformative Wirtschaftswissenschaft: Transparenz, Reflexivität, Wertebezug, Partizipation und Vielfalt.

Der Aufruf „Für einen neuen Vertrag zwischen Wirtschaftswissenschaft und Gesellschaft – Transformative Wissenschaft im Kontext nachhaltiger Entwicklung“ wurde unterzeichnet von:

  • Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Institutes für Klima, Umwelt, Energie
  • Prof. Dr. Reinhard Pfriem, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • Jonathan Barth, Netzwerk Plurale Ökonomik
  • Prof. Dr. Thomas Beschorner, Universität St. Gallen
  • Prof. Dr. Mathias Binswanger, Fachhochschule Nordwestschweiz
  • Prof. Dr. Hans Diefenbacher, Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft Heidelberg
  • Prof. Dr. Klaus Eisenack, Humboldt-Universität Berlin
  • Prof. Dr. Susanne Elsen, Universität Bozen
  • Prof. Dr. Nils Goldschmidt, Universität Siegen
  • Prof. Dr. Silja Graupe, Vizepräsidentin der Cusanus Hochschule, Bernkastel-Kues
  • Prof. Dr. Gerd Grözinger, Universität Flensburg
  • Prof. Dr. Bernd Hansjürgens, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • Dr. Lisa Herzog, Institut für Sozialforschung, Frankfurt/M.
  • Dr. Katrin Hirte, Johannes Kepler Universität Linz
  • Thomas Korbun, Wissenschaftlicher Geschäftsführer, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
  • Prof. Dr. Marco Lehmann-Waffenschmidt, Technische Universität Dresden
  • Prof. Dr. Georg Müller-Christ, Universität Bremen
  • Dr. Barbara Muraca, Oregon State University
  • Prof. Dr. Walter Ötsch, Johannes Kepler Universität Linz
  • Prof. Dr. Niko Paech, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • Prof. Dr. Stephan Panther, Universität Flensburg
  • Prof. Dr. Helge Peukert, Universität Erfurt
  • Ulrich Petschow, Leiter des Forschungsfeldes Umweltökonomie und Umweltpolitik, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
  • Prof. Dr. Birger Priddat, Universität Witten/Herdecke
  • Prof. Dr. André Reichel, Karlshochschule Karlsruhe
  • Prof. Dr. Wolfgang Sachs, Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie
  • PD Dr. Irmi Seidl, Swiss Federal Research Institute Birmensdorf
  • Prof. Dr. Bernd Siebenhüner, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg;
  • Prof. Dr. Till van Treeck, Universität Duisburg/Essen
  • Prof. Dr. Ulrich Witt, Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Prof. Dr. Angelika Zahrnt, BUND
  • Prof. Dr. Joachim Zweynert, Lehrstuhl für Internationale Politische Ökonomie, Universität Witten/Herdecke

Download:

Transformative Wirtschaftswissenschaft im Kontext nachhaltiger Entwicklung
www.oekologisches-wirtschaften.de/index.php/oew/article/view/1484

http://www.oekologisches-wirtschaften.de/index.php/oew/article/view/1484/1455

Über den Autor:

Gerhard Hofmann

Gerhard Hofmann

Dr. Hofmann war bis 2008 TV-Redakteur, u.a. ARD-Korrespondent Südamerika und Chefreporter SWF, Chefkorrespondent n-tv und RTL. Als Chef der Agentur Zukunft, berät im Bereich der erneuerbaren Energien und Nachhaltigen Entwicklung, u.a. die Desertec Initiative Dii, das IASS Potsdam, acatech und die ...