An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

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„Die Würde des Menschen ist antastbar“ – Literatur als Seismograph

„Die Würde des Menschen ist antastbar“ – Literatur als Seismograph

Prof. Dr. Jürgen Wertheimer, Professor em. für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik der Universität Tübingen

Ist die Würde des Menschen wirklich unantastbar – so wie das Grundgesetz es behauptet? Diese Frage haben sich schon viele gestellt. Manch eine/r hätte sich im Grundgesetz wohl eine eindeutigere Formulierung gewünscht, etwa: “Die Würde des Menschen darf unter keinen Umständen und von niemandem angetastet werden.” Auch in dieser Version bliebe noch definitionsbedürftig, was eigentlich genau mit Würde, was mit dem Antasten einer Würde und wer mit dem generischen Ausdruck der Mensch erfasst ist.

Das Prekäre: ein Dom von ebenso abstrakten wie monumentalen Wörtern überwölbt eine oft jämmerlich banale, gemeine Wirklichkeit und wenn es hart auf hart geht oder darum Interessen durchzusetzen, stehen die demokratischen Systeme oft genug mir leeren Händen da. Was können wir tun, um aus der Falle unserer selbstgesetzten hohen Ansprüche herauszukommen und uns näher an die krude Wirklichkeit heranzutasten? An die Welt der Ungleichheit, des Rassismus, der Übertragung von Verantwortung an KI und der Auslöschung des tradierten Menschenbildes durch biogenetischen Umbau? Die Antwort:  Hinschauen – Vorausdenken – Reagieren. Die Literatur macht vor, wie es gehen könnte. 

Datum: 12.07.2021
Veranstaltungsort: Zoom-Veranstaltung
Uhrzeit: Von 18:15 bis 19:30