An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

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Bezahlbar und klimagerecht bauen? – Ein Veranstaltungsrückblick

Die Wohnraumversorgung bedarf einer sozial-ökologischen Transformation. In Zeiten von akutem Wohnungsmangel und drängender Klimakrise braucht es dringend neue Konzepte und Ideen. Statt soziale und ökologische Notwendigkeit gegeneinander auszuspielen, müssen Wohnen, Klimaschutz und die soziale Frage gemeinsam gedacht und angegangen werden. Ein Beispiel dafür, wie das gelingen kann, stellte Gunnar Lauffer-Stark von der nestbau AG am 21. Februar im Weltethos-Institut vor. Zusammen mit Magdalena Szabert von Eurban, einem Londoner Holzbauunternehmen, stellte der Gründer der Bürgeraktiengesellschaft nestbau AG die Grundpfeiler für sozial-ökologischen Wohnungsbau vor, den die beiden mit dem „Neschtle“ in Tübingen-Pfrondorf derzeit gemeinsam umsetzen.

Die Veranstaltung wurde organisiert vom Verein der Freunde des Weltethos-Instituts e.V.

Gleich nach einer herzlichen Begrüßung und Eröffnung der Veranstaltung stellte Maurizio Gasperi, Vorstand des Vereins der Freunde die Frage, wie man denn gezielt gegen die Wohnungsnot vorgehen könne. Aber auch: Wie man dabei aber auch die Zielkonflikte zwischen sozialem Anspruch, den ökologischen Aspekten und der Rendite auflösen könne. Diese Frage wurde während des Abends von Gunnar Laufer-Stark, Vorstand der nestbau AG, und Magda Szabert von Eurban aus verschieden Perspektiven beantwortet.

Bei der gut besuchten Abendveranstaltung des Freundeskreises konnten sich interessierte Teilnehmer*innen ein Bild davon machen. Laufer-Stark beschrieb, wie mit einer Bürger-AG Geld nicht nur zum Nutzen einiger weniger, sondern zum größtmöglichen Nutzen vieler angelegt werden könne. „Eine AG ist ja vor allem ihrer Satzung verpflichtet und bei uns soll sie einer sozialen und ökologischen Stadtentwicklung dienen.“ So hat es die nestbau AG bis heute geschafft mit ihrem rund 500 Aktionär*innen Wohnraum für 90 Menschen zu schaffen. „Auch in aktuellen Zeiten, ist dies noch möglich“, so Laufer-Stark, weiter „man braucht durch die hohen Zinsen nur deutlich mehr Eigenkapital“ und verwies dabei auf die Zeichnungsscheine.

Architektin Szabert von Eurban erläuterte, warum der Baustoff Holz bei der Transformation im Bausektor eine wichtige Rolle spielt. „Der Holzbau speichere sogar C02, statt wie bei Stahl und Beton C02 freizusetzten“ argumentierte sie. „Da junge Bäume mehr CO2 aufnehmen als ältere, ist der Holzbau tatsächlich klimafreundlich, wenn man genügend junge Bäume nachpflanzt,“ so Szabert weiter. „Hinderlich sind dafür in Deutschland leider die Bauvorschriften, wie der Brandschutz“, so die Holzbauexpertin, „da muss man sich wieder mehr trauen und nicht die Traumata der Stadtbrände im Mittelalter vor Augen haben, schließlich gibt es in Tübingen in der Altstadt Holzhäuser, die seit Hunderten von Jahren dort stehen und immer noch gut aussehen.“

Der Abend zeigte einerseits, es gibt tatsächlich greifbare Ansätze für eine ökosoziale Transformation im Wohnsektor und andererseits, dass das Interesse dafür und der Bedarf danach groß sind.

Text: Annette Guthy, Fotos: Mira Weiss/ Weltethos-Institut