An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

First slide

Wir haben achteinhalb Jahre ZeitGreta Thunbergs Rede beim UN-Klimagipfel

Unangemessene Reaktion von Trump
Mit einer emotionalen Rede hat Greta Thunberg unter Tränen die führenden Politiker der Welt auf ihre Verantwortung hingewiesen. Auf die Frage: „Was ist deine Botschaft an die Welt?“ warf Thunberg unter Tränen den Anwesenden vor, sie verstünden immer noch nicht den Ernst der Lage, sie hätten die Träume der Jugend „gestohlen“. „Sie lassen uns im Stich. Wenn Sie uns weiter im Stich lassen, werden wir Ihnen das nie verzeihen“, so Thunberg. US-Präsident Trump kommentierte Thunbergs Rede auf Twitter mit den Worten: „Sie scheint mir ein sehr glückliches junges Mädchen zu sein, das sich auf eine fröhliche, wunderbare Zukunft freut. Das ist so schön zu sehen!“ Wir dokumentieren den Wortlaut der Rede – ein zeitgeschichtliches Dokument.

„Das ist alles nicht in Ordnung. Ich sollte nicht hier stehen. Ich sollte wieder in der Schule auf der anderen Seite des Ozeans sein. Dennoch kommen Sie alle zu mir, und tun hoffnungsvoll? Wie können Sie es wagen! Sie haben meine Träume und meine Kindheit mit Ihren leeren Worten gestohlen. Und doch bin ich eine der Glücklichen. Die Menschen leiden. Menschen sterben. Ganze Ökosysteme kollabieren. Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens. Und alles, worüber Sie reden können, sind Geld und Märchen vom ewigen Wirtschaftswachstum. Wie können Sie es wagen!
Seit mehr als 30 Jahren ist die Wissenschaft kristallklar. Wie können Sie es wagen, weiterhin wegzuschauen und hierher zu kommen und zu sagen, dass Sie genug tun, wenn die notwendige Politik und die notwendigen Lösungen noch nirgendwo in Sicht sind?
Bei den heutigen Emissionswerten wird unser verbleibendes CO2-Budget in weniger als achteinhalb Jahren aufgebraucht sein. Sie sagen, dass Sie uns „hören“ und dass Sie die Dringlichkeit verstehen. Aber egal wie traurig und wütend ich bin, ich will das nicht glauben. Denn wenn Sie die Situation vollständig verstehen und immer noch nicht handeln, dann wären Sie böse. Und ich weigere mich, das zu glauben. (Beifall)
Die populäre Idee, unsere Emissionen in 10 Jahren zu halbieren, gibt uns nur eine 50%ige Chance, unter 1,5°C zu bleiben, und das Risiko, irreversible Kettenreaktionen außerhalb der menschlichen Kontrolle auszulösen. Vielleicht sind 50% für Sie akzeptabel. Aber diese Zahlen beinhalten nicht die Kipppunkte, die meisten Rückkopplungsschleifen, die zusätzliche Erwärmung, die durch die giftige Luftverschmutzung oder die Aspekte der Gerechtigkeit und Gleichheit verdeckt werden. Sie verlassen sich auch darauf, dass meine und die Generation meiner Kinder Hunderte von Milliarden Tonnen Ihres CO2 mit Technologien aus der Luft saugen, die es kaum gibt. Ein 50%iges Risiko ist also für uns einfach nicht akzeptabel – wir, die wir mit den Folgen leben müssen.
Um eine 67%ige Chance zu haben, unter einem globalen Temperaturanstieg von 1,5°C zu bleiben – die besten Quoten des Intergovernmental Panel on Climate Change – hatte die Welt 420 Gigatonnen Kohlendioxid übrig, die sie ab 1. Januar 2018 noch emittieren konnte. Heute sind es bereits weniger als 350 Gigatonnen. Wie können Sie es wagen, so zu tun, als ob dies mit Business-as-usual- und einigen technischen Verbesserungen gelöst werden könnte? Mit den heutigen Emissionswerten wird das verbleibende CO2-Budget in weniger als achteinhalb Jahren vollständig aufgebraucht sein. Es wird keine Lösungen oder Pläne geben, die mit diesen heutigen Zahlen übereinstimmen. Weil diese Zahlen zu unangenehm sind. Und Sie sind immer noch nicht reif genug, um es so zu sagen, wie es ist.
Sie enttäuschen uns. Aber die jungen Leute fangen an, Ihren Verrat zu begreifen. Die Augen aller zukünftigen Generationen sind auf Sie gerichtet. Und wenn Sie sich entscheiden, uns zu enttäuschen, sage ich, dass wir Ihnen nie verzeihen werden. Wir werden Sie nicht damit davonkommen lassen. Genau hier, genau hier ist es, wo wir die Grenze ziehen. Die Welt wacht auf. Und die Veränderung kommt, ob es Ihnen gefällt oder nicht.“

Originaltext
This is all wrong. I shouldn’t be standing here. I should be back in school on the other side of the ocean. Yet you all come to me for hope? How dare you? You have stolen my dreams and my childhood with your empty words. And yet I’m one of the lucky ones. People are suffering. People are dying. Entire ecosystems are collapsing. We are in the beginning of a mass extinction. And all you can talk about is money and fairytales of eternal economic growth. How dare you?
For more than 30 years the science has been crystal clear. How dare you continue to look away, and come here saying that you are doing enough, when the politics and solutions needed are still nowhere in sight. You say you “hear” us and that you understand the urgency. But no matter how sad and angry I am, I don’t want to believe that. Because if you fully understood the situation and still kept on failing to act, then you would be evil. And I refuse to believe that.
The popular idea of cutting our emissions in half in 10 years only gives us a 50% chance of staying below 1.5C degrees, and the risk of setting off irreversible chain reactions beyond human control.
Maybe 50% is acceptable to you. But those numbers don’t include tipping points, most feedback loops, additional warming hidden by toxic air pollution or the aspects of justice and equity. They also rely on my and my children’s generation sucking hundreds of billions of tonnes of your CO2 out of the air with technologies that barely exist. So a 50% risk is simply not acceptable to us – we who have to live with the consequences.
To have a 67% chance of staying below a 1.5 °C global temperature rise – the best odds given by the Intergovernmental Panel on Climate Change – the world had 420 gigatonnes of carbon dioxide left to emit back on 1 January 2018. Today that figure is already down to less than 350 gigatonnes. How dare you pretend that this can be solved with business-as-usual and some technical solutions. With today’s emissions levels, that remaining CO2 budget will be entirely gone in less than eight and a half years. There will not be any solutions or plans presented in line with these figures today. Because these numbers are too uncomfortable. And you are still not mature enough to tell it like it is.
You are failing us. But the young people are starting to understand your betrayal. The eyes of all future generations are upon you. And if you choose to fail us I say we will never forgive you. We will not let you get away with this. Right here, right now is where we draw the line. The world is waking up. And change is coming, whether you like it or not.
->Quellen:

Über den Autor:

Gerhard Hofmann

Gerhard Hofmann

Dr. Hofmann war bis 2008 TV-Redakteur, u.a. ARD-Korrespondent Südamerika und Chefreporter SWF, Chefkorrespondent n-tv und RTL. Als Chef der Agentur Zukunft, berät im Bereich der erneuerbaren Energien und Nachhaltigen Entwicklung, u.a. die Desertec Initiative Dii, das IASS Potsdam, acatech und die ...