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an der Universität Tübingen

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Warum grüne Geldanlagen (noch) wenig Gewinn bringen

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Solarpark in Hessen – Foto © Gerhard Hofmann

Deutschland will zwar weg von den fossilen Energieträgern Gas, Öl und Kohle. Aber obwohl viele Milliarden für die Defossilisierung der Wirtschaft investiert werden müssen, rentieren sich Geldanlagen in die Energiewende derzeit nur geringfügig, schreibt ZDF-Börsenexperte von Frank Bethmann am 16.09.2023 auf zdf.de.

„Gerade viele deutsche Sparer, von je her skeptisch bei Aktien, haben sich gesagt: Wenn ich Geld in Unternehmensanteile oder Fonds anlege, dann in solche, die die Energiewende vorantreiben. Doch ausgerechnet diese Clean-Energy-Fonds und -Aktien schwächeln. Damit aber nicht genug: Wer auf Mineralöl-, Gas- oder Bergbaukonzerne gesetzt hat, freut sich über teilweise enorme Kurssteigerungen,“ so Bethmann.

Obwohl unumstritten sei, dass langfristig an der Defossilisierung der Wirtschaft kein Weg vorbeiführe. Da laufe am Kapitalmarkt derzeit offensichtlich etwas schief. Die fossilen Konzerne hätten zudem gezeigt, dass sie langfristig profitabel seien. Seitdem die Opec+ die Förderung gedrosselt habe, stiegen die Preise und mit ihnen noch stärker die Gewinne. Die grünen Energieversorgungs-Unternehmen könnten umso weniger mit den Renditen der fossilen mithalten. Entsprechend kann diagnostiziert werden: Die Erwartungen an die „grüne Branche“ waren anfangs zu hoch. Anders gesagt: „Der Faktor Hoffnung war zu groß“, so ein Finanzexperte, der selbst einen nachhaltigen Anlagestil bevorzugt. Das unbegrenzte Wachstum der Erneuerbaren, gepaart mit dem „Ende der Fossilen“, habe die Erwartungen hochgeschraubt. Man habe die aussichtsreichen Perspektiven für Clean-Energy direkt zu Unternehmensgewinnen gemacht. Daraus sei ein Kursfeuerwerk entstanden, getrieben auch durch milliardenschwere Klimaschutz-Programme der EU, der USA und anderer Staaten. Damals seien die Erneuerbaren noch gut gelaufen. Doch im vergangenen Jahr seien die Rückschläge gekommen.

Trotz der Auftragswelle habe die grüne Branche nicht schnell genug die Produktionskapazitäten hochfahren können, meint der Experte. Das sei „der Knackpunkt“ gewesen. Bethmann: „Die Nachfrage riesengroß, die Fertigungsmöglichkeiten begrenzt. Die Ampel will Solarenergie bis zum Jahr 2030 stark ausbauen. Doch neue Solarparks scheitern zudem immer wieder am Widerstand vor Ort.“Zahlreiche Projekte haben sich durch den Zinsanstieg zum Minusgeschäft entwickelt: Viele Projekte rechneten sich nicht mehr. Steigende Zinsen, aber auch Lieferverzögerungen und Inflation machen die Windräder auf hoher See für viele Unternehmen zum Verlustgeschäft. Zudem werden an den Kapitalmärkten fatalerweise kurzfristige Gewinne wichtiger genommen als langfristige Perspektiven, mit üblen Konsequenzen für die Energiewende. Und obwohl die Erneuerbaren, also Offshore-, Onshore-Windkraft und Solarenergie, zu den wichtigsten Energiequellen der Welt werden sollen, werden sich die Ausbauziele verlangsamen – genau darauf haben die Kapitalmärkte reagiert, mit der Folge, dass Clean Energy langsamer wachsen wird als angenommen. Das befürchten auch die Kapitalmanager – ein weiterer Dämpfer für die „Clean Energy“-Unternehmen.

Die müssten ihre Annahmen korrigieren und bedenken, dass es auch in dreißig Jahren noch Ölkonzerne geben werde. Für die verzögerte Wachablösung bedeute das zweierlei – man sollte die traditionellen Konzerne, die derzeit noch Millionen mit fossilen Energieträgern verdienen, nicht vorschnell abschreiben. Sie besäßen nach wie vor enorme Finanzkraft und die Fähigkeit, sich neu zu erfinden. Noch aber sehen sie laut Bethmann dafür „offenbar nicht die Notwendigkeit. Und: Wer sein Geld in Solar-, Wasserstoff oder Windkraftanlagen investieren wolle, braucht einen langen Atem.“

Quelle: zdf.de/gruene-geldanlage-aktien-nachhaltigkeit

Über den Autor:

Dr. Gerhard Hofmann

Dr. Gerhard Hofmann

Agentur Zukunft, bis 2008 TV-Redakteur, u.a. ARD-Korrespondent Südamerika und Chefreporter SWF, Chefkorrespondent n-tv und RTL, Mitglied der FG Finanzen und Wirtschaft des Weltethos-Instituts.