An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

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Radiointerview Geflüchtetenprojekt zum Thema Integration

Das Weltethos-Institut führt seit dem Wintersemester 2016/2017 ein forschungsbasiertes Lernerfahrungsprojekt zum Thema "Integration" in Kooperation mit der Hochschule Pforzheim und dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung durch. Während der Pilotphase zwischen Dezember 2016 und Frühjahr 2017 fanden in Tübingen und Pforzheim insgesamt 34 umfangreiche qualitative Interviews statt mit Geflüchteten, welche hauptsächlich aus Syrien und dem Irak stammten. Professor Dr. Jürgen Volkert und Professorin Dr. Katharina Kilian-Yasin, die beide an der Hochschule Pforzheim lehren und das Forschungsprojekt von Beginn an inhaltlich betreut haben, berichteten über die Ergebnisse dieser ersten 34 Interviews in einem ausführlichen Radiointerview bei Radio Wüste Welle am 3. August 2017.

Seit Projektbeginn stand der Grundsatz im Fokus, nicht über Geflüchtete, sondern mit ihnen zu sprechen. Dies zum einen, indem die Geflüchteten im Rahmen des qualitativen Ansatzes die Möglichkeit haben, zu entscheiden, worüber sie sprechen möchten und in welchem Umfang. Zum anderen kommen im Rahmen des Projektes Geflüchtete als Projektassistentinnen und -assistenten für die Sprach- und Kulturmittlung zum Einsatz und werden als gleichberechtige Akteurinnen und Akteure in die Projektplanung einbezogen, weshalb diese auch einen Arbeitsvertrag als studentische Hilfskräfte beziehungsweise als geringfügig Beschäftige mit einem angemessenen Stundenlohn erhalten.

Den theoretischen Rahmen bildet dabei insbesondere der Capability Approach: Dieser fragt, welche Verwirklichungschancen Menschen haben. Das Integrationsziel nach Amartya Sen im Sinne der Inklusion von Geflüchteten ist die Erweiterung der individuellen Verwirklichungschancen, ein Leben zu führen, wie das Individuum es aus guten Gründen wertschätzt. Das Ergebnis der Interviews zeigte: Geflüchtete in Tübingen und Pforzheim empfinden sich oftmals als wenig selbstbestimmt und die Mehrheit sieht sich mit vielfältigen Diskriminierungserfahrungen auf der Wohnungs- oder Arbeitssuche konfrontiert. Auch der Kontakt zu Deutschen beschränkt sich meist auf das Angebot zur Unterstützung bei Behördengängen oder beim Erlernen der deutschen Sprache, eine Begegnung auf Augenhöhe, welche Basis für eine langfristige Integration in die deutsche Gesellschaft ist, findet im Moment noch selten statt.

Das gesamte Interview können Sie direkt beim Sender Radio Wüste Welle anhören.