An-Institut der Stiftung Weltethos
an der Universität Tübingen

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Auszeichnung für wissenschaftliche Arbeit

 
Dr. Christopher Gohl, wissenschaftlicher Mitarbeiter des WEIT, erhält für seine Dissertation den Stiftungspreis der Demokratie-Stiftung der Universität zu Köln. Wie der Kanzler der Universität zu Köln, Dr. Michael Stückradt Anfang März 2013 mitteilte, beschloss das Kuratorium einstimmig, die im Jahr 2011 veröffentlichte Dissertation zum Thema "Prozedurale Politik am Beispiel organisierter Dialoge. Wie politische Beteiligung professionell gestaltet werden kann – eine Grundlegung", auszuzeichnen.

"Das Kuratorium würdigt damit die eindrucksvolle Art und Weise, wie Sie auf höchst anspruchsvolle, auch geistesgeschichtlich orientierte Weise, das Verhältnis von wissenschaftlicher Theorie und praktischem Handeln konkret am Beispiel von Politik und Politikwissenschaft behandeln", schreibt Stückradt in seinem Anschreiben zur Begründung. "Ihre Arbeit trägt in ihrer Zielsetzung dazu bei, die praktischen politischen Entscheidungsprozesse durch ihre prozedurale Verklammerung mit wissenschaftlicher Reflektion zu stärken."

Der Preis der Demokratie-Stiftung ist mit 2.500 Euro dotiert.

Die 2010 mit summa cum laude verteidigte und 2011 veröffentlichte Dissertation von Christopher Gohl entstand im Fachbereich Politische Theorie der Universität Potsdam bei Prof. Dr. Heinz Kleger. Der von Kleger und Gohl aus der Perspektive praktischer Philosophie heraus entwickelte Ansatz, Beteiligungsverfahren als organisierte Dialoge zu verstehen, trägt Früchte in Theorie und Praxis. Theoretisch schlägt Gohl unter anderem eine Brücke zum Pragmatismus als Handlungs- und Demokratietheorie sowie zu Theorien politischer Strategie und zu Kognitions-, Kompetenz- und Professionstheorien. Indem Kleger und Gohl Beteiligungsverfahren als Problembearbeitungs-verfahren beschreiben, grenzen sie ihren Ansatz des organisierten Dialogs von den vorherrschenden Ansätzen deliberativer Demokratietheorien und der Diskursethik von Jürgen Habermas ab.

Das Modell des organisierten Dialogs bewährt sich auch in der Praxis; z.B. in dem von Prof. Kleger maßgeblich begleiteten Beteiligungsverfahren "Toleranzedikt als Stadtgespräch", 2008 in Potsdam. Bürger und Stadtverwaltung haben in Auseinandersetzung mit dem Toleranzedikt des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg aus dem Jahr 1685 ein neues, zeitgemäßes Toleranzedikt erarbeiteten.

Gohl reflektiert mit dem Modell des organisierten Dialogs in seiner Dissertation auch seine eigenen praktischen Erfahrungen als Projektleiter des Regionalen Dialogforums Flughafen Frankfurt, Deutschlands größter politischer Mediation. Ebenso seine Arbeit als Mediator und Moderator in organisierten Dialogen in Städten, Unternehmen und auf EU-Ebene. Zwischen 2010 und 2012 strukturierte Gohl in seiner Funktion als (stellvertretender) Leiter der Abteilung Politische Planung auch die Grundsatzdebatte der FDP als organisierten Dialog mit 5.000 Teilnehmern, als deren Ergebnis die FDP im April 2012 die "Karlsruher Freiheitsthesen" verabschiedete.
 

Gohls Dissertation war bereits im Vorfeld der Preisverleihung von Theoretikern und Praktikern gewürdigt worden:

"Wenige Politikwissenschaftler dürften so intensive praktische Erfahrung mit Beteiligung von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik haben wie Christopher Gohl, der als langjähriger Projektleiter des Regionalen Dialogforums zum Ausbau des Flughafens Frankfurt weiß wovon er schreibt."
Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, Vorsitzender des Vorstandes, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)

"Die Integration von politischer Philosophie und praktischem Wissen im Prozessmanagement ist sehr beeindruckend – eine derartige Brückenbildung ist äußerst selten."
Prof. Dr. Frank Nullmeier, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen

"Die erste wissenschaftliche Arbeit, die mir als Gestalter von Beteiligungsverfahren einen praxistauglichen Referenzrahmen zur Verfügung stellt. Gleichzeitig ungemein hilfreich für die Herausbildung einer professionellen Identität."
Burkhard Krupp, KRUPP.CONSULTANTS.

"Wenn moderne Gesellschaften ihre Probleme schneller lösen wollen als neue entstehen, müssen immer mehr Menschen die Veränderung mitgestalten. Wer dafür die richtigen Verfahren hat, wird gewinnen – das zeigt Christopher Gohl eindrucksvoll."
Felix Oldenburg, European Director, Ashoka

"Just admiring my dear friend and colleague’s bible on political participation (in German, still, I’m afraid, but well worth reading / translating). Anyone interested in citizen participation in political change, facilitation, communication, etc. This is one of Europe’s key thinkers and practitioners: Christopher Gohl."
Natasha Walker, Natasha Walker Associates (NWA)